Setzen Sie MobberInnen klare Grenzen

Schützen Sie Ihr Unternehmen und Ihre MitarbeiterInnen!

Prozesse steuern durch Kompetenzen

Nicht durch Angst & Schrecken!

Carina Duchale

Betriebliche Pädagogin

Gegen psychische Gewalt am Arbeitsplatz!

Gegen Mobbing & Co!

Mit Betrieblicher Pädagogik!

Aufklären und Signale setzen!

Psychische Gewalt am Ausbildungsplatz

Warum muffige Ausbildungsstrukturen mit Mobbing & Co out und nicht retro sind!
blog

„Wie der Azubi funktioniert nicht wie er soll?! Und die Azubine ist faul und gibt Widerworte?! Das hat es bei uns früher nicht gegeben! Wir hatten noch Respekt vor dem Meister! Wir mussten noch morgens antreten und der Meisterin unser Werkzeug zeigen und wehe das war nicht in Ordnung! Dann durftest Du nacharbeiten. Und wenn es Ärger gab… Tja, da musstest Du einfach durch! Faust in der Tasche, am Klo geheult und danach weiter gemacht. Aber heute sind „die“ alle anders. Die sind 18 Jahre und können und wollen nicht arbeiten oder wissen alles besser! Oder schlimmer: die gehen zur Uni!“

 

War denn früher wirklich alles besser?
 

 

Ganz ehrlich?! Wenn ich solche generalisierten Reden höre, würde ich meinem Gegenüber gerne mal ein paar Fragen stellen! Waren die betrieblichen Strukturen früher immer so viel besser?! War es schön vor den KundInnen angebrüllt zu werden oder zum 150sten Mal den Hinterhof zu fegen, obwohl dieser sauber war?! Nur, weil AusbilderInnen Macht demonstrieren mussten?! In meiner Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau habe ich für die Inhaberfamilie die Frühstücksmilch einkaufen müssen und durfte dazu nicht zum nahegelegenen Discounter gehen, da die fettarme Milch hier angeblich nach Wasser schmeckte. Ich kannte schnell die Milchpreise, aber wie man korrekt eine Quittung ausstellt, das zeigte mir niemand. Ich habe die Ausbildung nach einem Jahr Einkaufen, Berichtsheft aufpimpen/lügen und dem Zuhören von dramatischen Lebensgeschichten der Kolleginnen abgebrochen und muss mich heute für diese Entscheidung selbst loben! Andere haben ihre Ausbildung durchgehalten und waren nach den drei Jahren bereit für ein Sabbatical!

 

Gewalt in der Ausbildung?! Das war damals halt so!
 

 

Ja, es gab auch früher schon die netten AusbilderInnen, die ihre Auszubildenden förderten, damit die Lehrzeit einen Raum zur Entwicklung gab. Trotzdem höre ich von Leuten in meiner Generation und älter häufig gruselige Geschichten von mangelndem Arbeitsschutz und Gewalthandlungen wie Anschreien, Beleidigen oder gar sexueller Nötigung. Diese kurze Auflistung lässt erahnen wie viele Tränen es gegeben haben muss und wie viel Dramatik in jedem Arbeitstag steckte, was als „normal“ galt. Ich staune, wie viele Gewalthandlungen unter „das war damals halt so“ verbucht wurden. Und nun die Hand aufs Herz! Wer kann heute von sich selbst behaupten mit 18 Jahren wirklich erwachsen und reif gewesen zu sein?! Wohl niemand. Und doch sprechen wir uns in der Öffentlichkeit einen Reifegrad zu, während wir den heutigen 18jährigen gleichzeitig die komplette Eigenverantwortung absprechen. Die dazugehörige Argumentationskette zählt dann die frühen Eheschließungen und Elternschaften als Beweismittel für unser frühreifes Verhalten auf. Vielleicht gilt das auch für den ein oder anderen. In keinem Fall für uns alle und es beweist nicht, dass kritisches Denken heutiger junger Kohorten ungültig ist.

 

Die Gestaltung der Zukunft ist heute individueller denn je!
 

 

Ich möchte den heutigen Jugendlichen kein besonderes Verantwortungsbewusstsein pauschal attestieren. Zum einen, weil sich diese Alterskohorte noch in einer physischen und psychischen Entwicklungsphase befindet und in Entscheidungsprozessen Unterstützung benötigt (wie vergangene und kommende Generationen übrigens auch). Zum anderen leben wir in einer Zeit der Pluralisierungen, in der sich Kinder und Jugendliche sehr unterschiedlich entwickeln. Heißt, während die einen mit 18 Jahren schon ihr eigenes Unternehmen gründen, einen unglaublichen Plan über Ausbildung, Uni und die Zeit danach haben, benötigen andere noch viel Nestwärme und Zuwendung. Es fehlt ihnen noch ein Stück zur Ausbildungsreife und zum Erstellen eines persönlichen Lebensplans. Der Unterschied zwischen den einzelnen Jugendlichen hat viele Gründe wie zum Beispiel die Erziehung, Bildung und psychische Gesundheit von Eltern, Ernährung und weitere Umwelteinflüsse. Dies bedeutet, dass wir die einzelnen Mitglieder dieser Kohorte nicht miteinander vergleichen können. Jugendliche stehen schon früh unter Druck sich für den richtigen Beruf zu entscheiden, in dem sie individuell ihre Persönlichkeit entwickeln müssen. Ein Beruf mit Verantwortung und Karrieremöglichkeiten, der in den nächsten 45 Jahren nicht langweilig wird, aber auch Work-Life zulässt. Ein Job mit Zukunft, der innovativ und kreativ im globalen Office arbeiten lässt. Wow! Ich bin grad froh, dass ich mich beruflich heute nicht mehr entscheiden muss. Wer heute als junger Mensch nicht mitziehen kann, der bekommt gerne den Stempel aus der Mottenkiste: faul, frech, dumm – LebensversagerIn. Dabei muss diese junge Kohorte viel Energie für große, verantwortungsvolle Entscheidungen aufwenden. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als wir damals.

 

 

Das Wissen um eigene Rechte verändert Ausbildungsstrukturen – zum Glück!
 

 

Ich finde es großartig, dass sich junge Menschen heute mehr Zeit für ihre Entscheidungen nehmen und nicht mit 16/18 Jahren zwingend in eine Ausbildung gehen, weil „man das halt so macht“. Sie haben den Mut sich gegen Fehlverhalten sowie Gewalthandlungen von Vorgesetzten und AusbilderInnen auszusprechen! Wenn mir jemand von den glorreichen, alten Zeiten erzählt, um die muffigen Ausbildungsstrukturen zu verherrlichen, dann kann ich den Neid spüren, der die alten Wunden aus Demütigungen und Ängsten spiegelt. „Die“ sind heute anders. „Die“ sind informierter über ihre Rechte, fordern diese unmissverständlich ein und ziehen klare Grenzen. Vielleicht nicht immer auf eine angemessene Weise, aber müssen „wir“ an dieser Stelle nicht besser unterstützend wirken, weil „wir“ wissen, wie es ist 18 Jahre alt zu sein?! Wer heute einen Azubi sucht, muss mehr als einen alten Besen zum Fegen bieten. Junge Menschen fordern Transparenz über die Ausbildungsinhalte, einen sachlichen Transfer dieser Inhalte und Zugang zu modernen Techniken. Hätten wir uns das nicht auch manchmal gewünscht?! Zudem muss die Ausbildungszeit in eine respektvolle Kultur eingebettet werden, die die jeweilige Branche spiegelt. Es ist nicht in Ordnung, wenn Azubis als günstiger Ersatz für ausgelernte Fachkräfte oder Packhilfen eingestellt werden oder mit Angst zur Arbeit kommen, weil sie einen Fehler im Arbeitsprozess fürchten! Azubis sind keine Haushaltshilfen, Babysitter oder Alltagsbegleiter für erkrankte Eltern, sondern sie sind junge Menschen, die nach Orientierung suchen. Persönlich begrüße ich diese Wehrhaftigkeit der jungen Kohorte, weil sie damit verbessernde Entwicklungen der Ausbildungsstrukturen fordert, die schon längst überfällig waren. Ja, vielleicht rutscht ihnen während der Arbeitszeit mal ein kecker Spruch über die Lippen oder die Tagesmotivation ist nicht sonderlich üppig (was ich total menschlich finde), jedoch schlage ich vor, die generalisierenden Denkweisen in der Muffkiste zu lassen, damit junge Menschen sich mit Interesse und Freude für ein Gewerk entscheiden und Unternehmen Fachkräfte von morgen wachsen lassen können!

Sagen Sie mir Ihre Meinung!

Stimmen Sie zu oder sind hier Denkfehler? Schreiben Sie mir über Instagram oder Linkedin

InstagramLinkedin
Copyright © 2021 Carina Duchale